Bierweiler - Das Interview
- 23. März 2018
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Apr. 2018

Fast jeden Tag der Woche müssen wir zur Schule gehen und den Lehrern eine lange Zeit zuhören, aber habt Ihr Euch noch nie gefragt, was hinter diesen Personen steckt? Manchmal glauben wir, dass Lehrer nur für ihre Arbeit leben, dass sie nach der Schule nur Hausaufgaben und Prüfungen korrigieren, und dass sie in den Ferien zu Hause bleiben. Für uns ist es unvorstellbar, dass Lehrer auch ein Leben außerhalb der Schule haben. Wenige Wochen vor den Osterferien haben wir mit Herrn Bierweiler gesprochen, um das Leben eines Lehrers ein bisschen tiefer kennenzulernen.
Sie verlassen zu Ende dieses Jahres Costa Rica. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt und möchten Sie uns besondere Erfahrungen mitteilen?
„Ich bin komplett ohne Vorstellungen hierher gekommen. Ich habe es mir es einfach nur so gedacht: gehen wir mal dahin. Deswegen kann ich zur Frage über das Erfüllen von Erwartungen jetzt wirklich nichts sagen. Besondere Erfahrungen? Ich finde, es hat mich als Lehrer weitergebracht, es ist noch einmal eine ganz andere Art zu unterrichten. Die verschiedenen Sprachen, das war auf jeden Fall so eine Sache. Es ist etwas ganz anderes, dass man auf so etwas achten muss, gerade im Geschichtsunterricht, im Englischunterricht weniger. Ansonsten... Erfahrungen?… Das Land ist wunderschön, ich habe es sehr genossen, Lateinamerika kennenzulernen. Hier nehme ich so viele Erfahrungen mit. Auch geschichtlich sich ein bisschen damit auseinanderzusetzen fand ich sehr spannend. Überhaupt zu sehen, wie so eine Auslandschule funktioniert,... ja, das sind so die zentralen Sachen und für mich war wahrscheinlich das beeindruckendste einfach Regenwald: im Dschungel zu sein, denn ich bin kein Outdoor-Mensch, ich bin ein Stadt-Mensch, das war für mich so etwas wo ich sage: Ok?“
Waren Sie in Limón?
„In Limón, ganz oben, war ich noch nicht. Aber mein erstes Erlebnis war Manzanillo Nationalpark an der Karibikküste, wo ich mitten im Regenwald war und man die Brüllaffen hören konnte ... es war niemand da und ich stand da innen drinnen und dachte mir... ok? Es ist etwas anderes und für mich eine absolut neue, schräge Erfahrung. Ich weiß auch gar nicht, ob ich sage, das will ich, das hat mir super gefallen. Es war einfach ein unglaubliches Erlebnis, finde ich.
Waren sie vor Costa Rica schon einmal im Ausland, wenn ja wo?
„Ich war schon für ein Jahr im Ausland in der Nähe von London. Da war ich auch Lehrer, bzw. Assistent-teacher und gerade am studieren. Es war auch eine sehr schöne Erfahrung. Da habe ich interessanterweise eine Frau aus Costa Rica kennengelernt. Mit ihr habe ich jetzt immer noch Kontakt. [...]
Möchten Sie noch mal ins Ausland gehen?
Nach Costa Rica würde ich gerne erstmal wieder nach Deutschland gehen, weil ich einfach mit meiner Frau an einem Ort sein möchte nach den drei Jahren. Aber ich weiß nicht... ich sag niemals nie...also kann schon sein…"
Gibt es etwas, von dem sie schon lange träumen, es zu tun? Warum haben sie es noch nicht getan?
„Das eine, was so ein Traum ist, ist durch die USA zu fahren, einmal komplett von Osten nach Westen oder von Westen nach Osten. Das Problem ist der Zeitfaktor. Das wären ungefähr 6-8 Wochen. Der zweite Traum, den ich habe, wäre mit der transsibirischen Eisenbahn komplett von Berlin nach Wladiwostok zu fahren […]"
Warum sind Sie Lehrer geworden?
„Ich bin erst Lehrer geworden, weil ich Geschichte studieren wollte und in Deutschland das Lehrerstudium schwerer als das normale Geschichtsstudium ist und auch höher angesehen wird. Deswegen hab ich dann gleich auf Lehramt studiert und noch Englisch dazu studiert. […] Ich war dann an der Uni in Hamburg tätig, bis meine Frau an die Universität zurückgegangen ist und promoviert hat; daraufhin kam mein schwäbisches Herz durch und ich habe gesagt, ich brauche einen festen Job. Zwei Leute an der Uni, das war für mich zu unsicher. Dann habe ich gedacht, ja, Lehrer ist ein schöner Job. Ich habe es nie bereut. Ich finde es einen tollen Job.“
Waren sie ein guter Schüler?
„Ich war ein furchtbarer Schüler für Lehrer im Unterricht, nicht direkt als Schüler. Das hängt damit zusammen, dass ich relativ gut Sachen wieder aufholen konnte. Wenn ich also ein halbes Jahr nichts gemacht habe und im Halbjahr auf der Kippe stand, dann ist es mir nicht schwer gefalle, bis zum Ende des Jahres wieder die Noten zu kriegen, die ich kriegen musste. Aber ich war insgesamt kein guter Schüler. Schule hat mich nicht so interessiert, dass fand ich nicht so wichtig und spannend.“
Was Sie machen Sie in Ihrer Freizeit?
„Ich lese viel. Wenn ich in Deutschland bin, gehe ich ganz viel in Museen, auf Konzerte und solche Sachen... und ich spiele Gitarre.“
Was war Ihre furchtbarste Unterrichtsstunde und warum?
„Machen wir mal hier in Costa Rica: Ich hatte im ersten Jahr eine fünfte Klasse und unterrichtete Medien Erziehung. Das fand ich eines der furchtbarsten Erlebnisse überhaupt, weil ich mit kleinen Kindern sehr schlecht umgehen kann. Es ist nicht meine Ar, so zu unterrichten, und dann kam auch das Sprachproblem dazu, da sie nicht besonders gut Deutsch konnten und ich nicht gut Spanisch. Und das war sehr sehr... .interessant, aber sehr sehr anstrengend. Und da werde ich wohl ein paar meiner schlechtesten Stunden gehalten haben, die ich jemals als Lehrer gehalten habe. “
Sätze ergänzen
Der beste Film aller Zeiten ist.... kann ich ganz schwer sagen. Aus nostalgischen Gründen sage ich „High Fidelity“. Es ist nicht der beste Film, aber der bedeutet mir relativ viel.
Ich fühle mich glücklich wenn... es ein Sonntag in Berlin ist und ich einfach nur durch die Stadt spazieren kann.
Die Welt wäre besser wenn... dazu kann ich nichts sagen. Ich glaube nicht daran, dass man etwas verändern kann und dann alles besser ist. Alles hat immer Vor- und Nachteile.
Eine Macke von mir ist.... ich mag Rituale. Ich mach Sachen immer gleich. Hier zum Beispiel, wenn ich zu „Pan de vida“ gehe, esse ich immer das Gleiche.“
Wenn ich mir die Leute so anschaue, dann fällt mir auf... dass viele Leute unglaublich egozentrisch sind.
Will ich mehr über ein bestimmtes Thema wissen, dann… lese ich.
Ich freue mich auf.... meine Frau in Berlin.
Heute Abend werde ich... Gitarre spielen.
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