Warum sollte ich lesen?
- Schülerzeitung
- 5. Mai 2018
- 5 Min. Lesezeit

Vor ein paar Wochen als ich durch die Gänge unserer kleinen Schule spazierte, hörte ich zufällig, dass einige Zehntklässler sich über ihre Lektürehausaufgabe beschwerten: „Hast du das Kapitel der Odisee gelesen?“ fragte der eine. „Gelesen hab ich’s aber kein Satz davon verstanden und dafür jedes Wort gehasst,“ antwortete der andere scherzend als sie beide in Richtung Klassenzimmer gingen. Obwohl die Odisee bei weitem nicht mein Lieblingswerk und es mir bewusst ist, dass das zehnte Schuljahr nicht gerade bekannt für ihres fesselndes Leseprogramm ist, hat es mich trotzdem ein bisschen enttäuscht so ein Mangel an Lesemotivation mitzubekommen. Für mich ist das jetzt kein Einzelfall, ich finde das im Allgemeinen viele Jugendliche immer weniger Interesse für’s Lesen zeigen, besonders wenn es um diejenigen Bücher handelt, die man für die Schule lesen muss. Ich teile die Frustration sich mit Texten beschäftigen zu müssen, die einem nicht gefallen und man oft an ihrer Relevanz zum heutigen Leben zweifelt, das ist aber ein Thema für eine andere Diskussion... Leider oder vielleicht auch zum Glück, sieht es nicht so aus, dass es in der nächsten Zeit eine Veränderung im Studienplan gibt, deshalb muss man auf die eine oder die andere Art lernen wie man einen Roman von Miguel Cervantes versteht. Hier mochte ich 4 Gründe und 4 Lesetipps mitteilen, um die Freude am Lesen zu steigern oder zumindest die Last der Lesehausaufgabe zu erleichtern. Entscheidet für euch selbst ob diese Empfehlungen von Nutzen sind.
Grund 1)
Lesen erfindet sowohl Fantasiewelten als auch praktische Lösungen Heutzutage ist es leicht die eigenen Gedanken abzuschalten, wenn man vor dem Fernseher sitzt oder das Handy aus der Tasche zieht. Mit den Bücher sieht es anders aus, da man sehr aktiv das Gehirn benutzt und die Kreativität fördert. Hier muss man selber die Figuren und die Gestaltung eines Ortes erschaffen, dadurch wird die Vorstellungskraft maximiert. Später können diese Fähigkeiten, imaginäre Situationen aufzubauen, hilfreich sein, um neue innovative Lösungen für Konflikte oder sonst allgemeine Probleme zu finden. Für mich persönlich ist es ein befriedigendes Gefühl zu wissen, dass man dazu fähig ist, eine eigene Fantasiewelt in Gedanken zu erschaffen. Es stärkt das Selbstvertrauen.
Grund 2)
Statt Netflix... vielleicht mal ein Buch öffnen für eine entspannende Abwechslung Das Internet behauptet, das Lesen sei eine ideale Lösung gegen ein hektischen Tag. Meine Antwort tendiert mehr Richtung „Jein“ weil ich verstehe, dass die Lesehausaufgabe eigentlich eine Ursache des Stresses sein kann. Diejenigen, die Bücher geniessen/schätzen, können auch die Aussage „Lesen ist entspannend“ unterstützen, da sie es selber als einen Weg sehen, dem Alltag zu entfliehen, wo man ein bisschen Zeit hat, seine Gedanken mit etwas anderes als die Schule zu befassen. In einem Experiment von der University of Sussex wurde gezeigt, dass durchschnittlich 6 Minuten lesen die Herzfrequenz senkt und die Muskeln entspannen lässt.
Grund 3)
Wir sind keine Schafe. NEIN zur Manipulation!!! Anders als früher, sollte lesen nicht nur ein Hobby sein, sondern eine wichtige Verantwortung in unserem Leben als Mensch in der modernen Welt. Wir werden täglich sehr vielen Informationen ausgesetzt und oft erscheint es uns schwierig, die Wahrheit von falschen Tatsachen zu unterscheiden. Lesen ist das Medium, mit dem man sich informiert, je mehr Wissen man ansammelt desto kritischer sieht man unsere Umwelt. Man lasst sich somit nicht so einfach von jeder Produktwerbung oder von Politiker überzeugen, die sich vielleicht nicht 100% an die Fakten halten. Man erkennt viele manipulative Denkprozessen und Intentionen von Charakteren in Bücher danach in der Realität wieder. Mit dem erworbenen Wissen bewegt es sich leichter, unabhängiger und selbstbewusster durch diesen Informationsfluss. Grund 4) Lesen macht dich interessant: als Gesprächspartner und zukünftiger ???? Meiner Meinung nach ist
Grund 4)
das stärkste Argument, wenn es darum geht, Leute zum Lesen zu bringen, weil es das menschliche Selbstwertgefühl anspricht. Ward ihr schon mal in einer Situation, in der der „Smalltalk“ unangenehm wurde, weil beide beteiligten Seiten nichts zu sagen hatten, oder nervös, wenn man vor einer Gruppe von Leute etwas erklären musste, das man zwar selber versteht, aber einem die Wörter fehlen sich klar artikulieren zu können. Ja genau... wenn ihr gut aufgepasst habt, wisst ihr was als nächstes kommt: Bücher lesen kann dir dabei helfen eine spannendere Person zu sein. Wie? Durch mehr Kenntnisse zum Thema und einen größeren Wortschatz kann man sich besser Ausdrucken und dadurch tiefere und bedeutungsvollere Gespräche fuhren. Sich ausführlich kommunizieren zu können wird auch in der Berufswelt geschätzt. Und jetzt der Teil der eigentlich relevant ist: Die 4 Tips!!!
Tipp 1)
Buchkontext und fremde Meinungen = mehr Verständnis und Perspektive Dies ist vermutlich etwas, das man mit dem Lehrer im Klassenzimmer zusammen macht, aber man kann mit der Bücherrecherche auch einen Schritt weiter gehen. Hier kann man nach dem Leben, Interessen, dem Zeitalter und dem Land des Autors suchen, weil diese Eigenschaften einen enormen Einfluss im Endergebnis des Werkes zeigen. Eine Einsicht in die Umwelt, in der ein Buch entstanden ist, erleichtert das Verständnis des historischer Kontext und der Mentalität der Epoche, die oft die Denkweisse des Schriftstellers prägt. Einen kurzen Überblick des Inhalts der Lektüre zu googeln ist auch keine schlechte Idee, da der Leser eine Ahnung bekommt, was ihm im Text begegnen wird und sich dann darauf vorbereiten kann. Außer man will keine „Spoilers“ mitbekommen. Was ich empfehle ist, dass man bevor oder auch wahrend man das Buch ließt, ein paar verschiedene Rezensionen durchschaut. Es muss nicht unbedingt Harvarduniversitätsproffesorniveau sein, um den Zweck zu erfüllen, solange es ein Kommentar ist, der dir eine neue Perspektive zu deinem Buch gibt.
Tipp 2)
Ablenkungen: dein Feind und der Mythos des „Multitasking“ Bevor man mit dem Lesen beginnt, sollte man den Arbeitsplatz von allen möglichen Dingen, die deine Konzentration unterbrechen können, bereinigen. Laut Studien kann man nicht mehrere Hochleistungsaufgaben gleichzeitig erfüllen, ohne den Prozentsatz der Fehler und missachteten Informationen zu erhöhen. Für die, die überzeugt sind, dass sie fähig sind zu „Multitasken“ werden jetzt enttäuscht herauszufinden, dass es nur so aussieht, dass man zwei Aufgaben auf ein Mal balancieren kann, weil die Aufmerksamkeit von einem Punkt zum anderen pendelt. Diese Unterbrechung von Aufmerksamkeit fuhrt zu einem Niedergang der Qualität der Arbeit und schadet unserer Fähigkeit uns zu konzentrieren. Zusammenfassend: Wenn man etwas aus der Lektüreaufgabe herauskriegen möchte, sollte man das Handy gefälligst zur Seite stellen und die Musik auf leiser Lautstärke im Hintergrund lassen.
Tipp 3)
Notizen helfen mehr als man denkt Sich Notizen über das Buch zu schreiben sind eine Art der Verarbeitung des Textes, wenn man selbst aktiv wird und das Gelesene mit eigenen Worten wiedergeben kann, demonstriert es nicht nur, dass man es wirklich versteht, sondern es wird auch einfacher, sich später dran zu erinnern. Notizen können in Form von einer kurzen Zusammenfassung sein, aber man kann auch Fragen und Gedanken zum Inhalt des Buches aufschreiben. Wenn man sich ganz extrem mit Notizen beschäftigen möchte, dann ist es empfehlenswert: - Die 6 Ws für Orientierung zu beantworten: Wer hat Was Wem Wo Wie Warum getan? - Verschiedene Aspekte des Textes in verschiedene Farben markieren z.B: Schlüsselwörter, Zahlen, Namen und Zitate - Für das Letzte ist es notwendig das Buch in einem Format wie Notability zu lesen, wo man frei highlighten kann und mehrere Farben zur Auswahl stehen - Skizzen machen davon, wie man sich eine Situation vorstellt (man kann auch „Emojis“ benutzen) Tip 4) Das Offensichtliche, aber trotzdem noch wichtige Bei den letzten zwei Tips weiß ich aus Erfahrung, dass es die meisten von euch schon tun, aber es wäre kein vollständiger Text ohne sie. Erstens: es kann hilfreich sein wenn man mit den Klassenkameraden bespricht, was ihr von der Hausaufgabe mitbekommen habt und so vielleicht Fragen klären und einen so zu sagen Meinungsaustausch erleben können. Zweitens: für diejenigen wie ich, die nach drei Tagen den Inhalt des Kapitels vergessen, sollten nicht, obwohl es verlockend klingt, alles in einer Nacht zu lesen versuchen. Was man trotzdem ausprobieren kann ist, jedes Mal, wenn man liest, Notizen dazu aufzuschreiben und vor der Abfrage diese Notizen wieder nachzulesen.
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