Warum ich lieber den öffentlichen Nahverkehr benutze
- Schülerzeitung
- 12. Mai 2018
- 3 Min. Lesezeit

Die heutige Situation des öffentlichen Nahverkehrs in Costa Rica ist oft enttäuschend, wenn man schon eine Erfahrung damit gehabt hat. Dazu kommt der Vergleich mit dem deutschen Transportsystem, das uns das Costarricanische mit einer noch negativeren Sicht beurteilen lässt. Nehmen wir das Beispiel vom Bus: sogar die Ticos können manchmal nicht sagen, wo die Haltestellen liegen. Wenn man sie findet, kann man aber nur hoffen, dass der Bus bald kommt, denn Fahrpläne gibt es nicht. Der andere schwierige Aspekt ist, dass der Transport in San José zentralisiert ist. Dann musst der Bus oft zum Zentrum fahren, um in eine andere Richtung zu kommen, aber im Zentrum ist der Verkehr zu langsam.
Auf der anderen Seite gibt es den Zug: er fährt direkt, sehr schnell im Vergleich zu einem Auto im Stau, außer er hat einen Unfall, aber das passiert zum Glück nicht jede Woche. Den Zug zu nehmen ist so bequem, dass es das Wechseln wert ist. Doch er fällt oft wegen Reparaturen aus, da die Maschinen so alt sind, und die neuen kommen erst in den nächsten Jahren. Außerdem sind die Verbindungen zu gering, zum Beispiel haben sehr wichtige und bewohnte Städte, wie Desamparados oder Escazú, keinen Zugang zum Zug. Am schlimmsten sind aber die Fahrpläne: der Zug fährt entweder richtig früh am Morgen oder am Nachmittag zur „hora pico“ und nur an Wochentagen.
Dann kommt die Option, die besonders im sozialen Bereich der Humboldt-Schule beliebt ist, um sich durch San José selbstständig zu transportieren: Uber. Uber ist so bequem wie ein eigenes Auto und billiger als die normalen roten Taxis.
In meinem Fall würde ich jeden Tag mit dem Zug fahren, aber, da der Zug nur zu bestimmten Zeiten fährt, ist Uber die leichteste Alternative. Mit dem Bus dauert es einfach zu lange, zum Beispiel dauert meine Strecke von 10km 1 Stunde 30 Minuten, aber mit Uber ungefähr 40 Minuten.
Nach meiner Erfahrung muss ich eigentlich sagen, dass ich mir wirklich wünsche, ich könnte jeden Tag mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren und nicht mit Uber. Jetzt kann man sich vielleicht fragen, ob Uber doch angenehmer sein sollte, es gibt aber einige wichtige Unterschiede. Wenn man den öffentlichen Nahverkehr benutzt, merkt man eine gewisse Privatsphäre. Man ist, zwischen den vielen Arten von Personen, einer mehr und wird nicht angesprochen oder gefragt, warum man eingestiegen ist, was auf mich persönlich sehr beruhigend wirkt. Das Gefühl, die Kopfhörer zu nehmen und einfach mit Musik da zu sitzen, oder vielleicht auch zu stehen, ist bestimmt immer ein Highlight in meinem Alltag. Außerdem wird man selbstständiger, freier und selbstbewusster, wenn man mit dem öffentlichen Nahverkehr fährt. In diesem Moment, muss man alleine den Weg finden. Da können Schwierigkeiten vorkommen, die man selbst lösen muss. Das Schöne ist dann die Freiheit zu entscheiden, wie spät oder wie früh man fährt und natürlich mit wenigem Geld. Man kann danach auch das Auto in der Familie viel höher einschätzen.
Die Erfahrungen mit dem öffentlichen Transport müssen nicht perfekt oder bequem sein. Sie können schwer, stressig, enttäuschend oder verängstigend sein, aber eigentlich braucht man immer einen Schritt aus der Komfort-Zone, um als Person zu wachsen. Deswegen empfehle ich, irgendwann mit dem öffentlichen Transport zu fahren. Es muss keine lange oder komplizierte Strecke und auch nicht mehr als eine Fahrt sein, um schon etwas zu lernen. Es gibt sehr viel, was hier zu verbessern ist, zum Beispiel, die Haltestellen und Verbindungen, der Einsatz von Wochen- oder Monatskarten, der Zugang für Behinderte und Kinderwagen, doch zu wissen, dass Incofer einen Plan für neue Züge in der näheren Zukunft hat, hört sich schon aufregend an. Die Costarricaner, die die Straßen von ihrer Stadt richtig kennen, haben letztendlich eine klarere Vorstellung von ihrem Land und von ihrer politischen Situation.
Besonders wichtig: Bitte denkt nicht daran, dass ihr überfallen werdet oder dass es nur „chatas“ gibt, denn beides habe ich gehört. Ich fahre alleine seit ich 12 bin mit dem öffentlichen Nahverkehr und habe mich nie unsicher gefühlt. Es sind auch viele Arten von Personen aus vielen sozialen und Altersgruppen zu finden, zum Beispiel Kinder, Jugendliche, Arbeiter aus Fabriken oder Büros und ältere Leute, die nur den Ausweis im Bus zeigen müssen, um einzusteigen. Ihr solltet einfach nicht alleine UND spät in der Nacht fahren.
Viel Glück!
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